SZ Nr.19, 24./25.1.15, S.74; Nr. 43, 21./22.2.15, S.25
„So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn“ heißt es in der Bibel. Neun Generationen später hätte Gott den Menschen beinahe wieder abgeschafft; einzig Noah durfte seine DNA auf uns Heutige vererben. Geraume Zeit danach drehte ein Wahlnürnberger, Feuerbach schrieb er sich, trotzig den Spieß um: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Nach einer Weile schaffte wiederum ein gewisser Sensenmann den Herrn Feuerbach beiseite, und in unseren Tagen wurde bei der Nymphenburger Porzellan-Manufaktur wieder etwas abgeschafft, diesmal durch den Geschäftsführer:
„Thomas schuf den Verkauf von Waren zweiter Wahl ab.“
Wenn Herr Thomas den Verkauf abschuf, dann war er also ein Abschöpfer, sowie am Anfang der Schöpfer Himmel und Erde schuf. Auch einen Paradiesgarten schuf Er für die Menschen und schaffte ihn alsbald wieder ab: Weil seine zwei Ebenbilder es nicht schafften, sich an ein einziges Verbot zu halten, mussten fortan die Söhne Adams und Töchter Evas selber schaffen gehen und manche auch anschaffen, Gott sei’s geklagt. Aber seither ist auch klar: Wer schafft, schafft an oder auch ab, so wie der Herr Thomas.
Aber welcher Schuft schuf die Zwangsjacke der Grammatik, dieser starrköpfigen, pingeligen alten Bitch? Es wäre besser, man schüfe auch sie wieder ab, als Haupthindernis auf dem Weg zu lässig-coolem Sprachgebrauch. So gesehen darf sich auch Anna Günther als Abschöpferin fühlen, oder wenigstens als Robinetta Hood der deutschen Sprache, und sich ein grünes Hütchen mit kecker Feder auf den Schopf setzen. Sie sollte aber nie vergessen, dass auch im Sherwood Forest gewisse Geschöpfe ganzjährig bejagt werden von
Orks-Otto
P.S. Andersherum wird auch kein Schuh draus:
„Dass der Wohlstand, den die erste Welle der Industrialisierung schaffte, allen zugute kam…“
Aber die Damen Günther und Bernau könnten sich doch mal bei einer Apfelschorle über ihr Sprachschaffen austauschen.