Ork Nr. 28: Quillen, quall, gequollen

ork28SZ Nr. 125, 3./4.6.15, S.3

Es war einmal in einem Kaff in der Poebene die alte Lehrerin Cristina, die noch auf dem Sterbebett ihre ehemaligen Schüler ermahnte: „Die unregelmäßigen Zeitwörter, man kann sie nicht oft genug wiederholen.“ Hätte der rote Bürgermeister Peppone rechtzeitig auf sie gehört, hätte er seinen Erzrivalen Don Camillo nicht um Hilfe bei der Abfassung seiner Schriftsätze bitten müssen.

Warum hat nur der liebe Gott nicht die unbeugsame maestra Cristina zusammen mit dem Dienstmann Alois Hingerl aus dem Himmel nach München beordert? So wie der eine dort sein Nirwana im Maßkrug fand, hätte die andere mit strengen Blicken und scharfen Worten das schreibende Volk einer gewissen Münchner Gazette auf den mühsamen Pfad grammatikalischer Tugend getrieben. Aber ach, solche Wunder geschehen höchstens im Film. In der harten Wirklichkeit lesen sich die unregelmäßigen Zeitwörter zum Beispiel so:

„Tatsächlich quillen die Straßen und Plätze der barocken Altstadt über vor Menschen.“

Da können einer altgedienten Lehrkraft beim Lesen schon die Augen überquellen. Immerhin: Bis auf die Deutschverhauer (der hier ist nicht der einzige) hätte unsere Lehrkraft den quellfrischen Aufsatz von Birgit Schönau über das Turiner Umfeld von Juve wohl mit ’sehr gut‘ benotet.

Von seinem bescheidenen Arbeitsplatz im Großversandhaus Fehlerquelle meldet sich zurück
Orks-Otto