SZ, Nr. 297, 27./28.12.14, S.34-36
Reiche, köstliche Belehrung erfährt die souveräne Leserin (sie darf auch männlichen Geschlechts sein), wenn sie in der letzten Wochenendausgabe das Buch des Wissens aufschlägt, wo das Nichts als reine Leere aus dem Blickwinkel der reinen Lehre verschiedener Disziplinen betrachtet wird.
Wo die Nacht zum Tage gemacht wird:
„Die Temperatur an der Oberfläche erreicht hier an warmen Mittsommernachtstagen vielleicht 30 Grad Celsius – minus, versteht sich“ (S.34).
Die Skandinavier werden vielleicht herschauen, wenn demnächst Antark-Tours Sommernachts-Tag-Traum-Reisen im Katalog stehen hat. Dürfen wir gleich für Sie einbuchen, Frau Zinkant?
Das Nichts nichtet nicht:
Werner Bartens hat sich einen alternativen Nobelpreis verdient mit einer neuartigen Studie über Pseudo-Placebos, die ohne Zweifel signifikante Resultate erwarten lässt:
„Die Erwartungshaltung und der Glaube an den Heilerfolg sind entscheidend. Beides bewirkt, dass eine Dosis vermeintliches Nichts eine Menge auslöst.“ (S.36).
Ja mei, liebe Versuchsperson: Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst!
Und jetzt schlägts XIII:
„Die alten Römer, in militärischen und baufachlichen Fragen bekanntlich überaus versiert, setzten trotz der guten Vorarbeit vorangegangener Kulturen auf ein absurd rückständiges System, das nicht nur ohne Null, sondern ganz ohne Ziffern auskam.“ (S.34)
O ja, toll trieben es die alten Römer, und manche tun’s heute noch. Im übernächsten Buch des Wissens wird Herr Illinger wohl die staunende Leserschaft dahingehend aufklären, dass die Bewohner des bayerischen Hochlandes sich vom Fleisch wilder Ziegen ernähren, die sie mit dem Lasso fangen und anschließend schlachten; nur in der Zeit der Raunächte werden die armen Tiere mit dem Gamsbart zu Tode gekitzelt.
Damit aber das Jahr MMXIV nicht gänzlich als „Jahr der Häme“ (S.45) ausklingt, soll hier einer hoffnungsvoll stimmenden Nachricht gedacht werden, die kürzlich in der, jawoll, SZ erschien: „Warschau bekommt ein Wodka-Museum. Das „Muzeum Polskiej Wódki“ soll seinen Platz in Gebäuden der früheren Brennerei Koneser finden und Besuchern die Kulturgeschichte des Nationalgetränks vorstellen.“ Wenn in Polen Schnapsdestillen in Museen umgewandelt werden, der Wodka also museumsreif ist, kann das nur Gutes für die Volksgesundheit in unserem Nachbarland bedeuten. Und solange die SZ solche Nachrichten ganz trocken auf der Titelseite präsentiert, solange ist auch in München Polen noch nicht verloren.
In diesem Sinne: Świeża woda zdrowia doda ‚ Sauberes Wasser schenkt Gesundheit‘.
Ihr Wasserprediger und Weintrinker
Orks-Otto