Schwedische Rhapsodie

sz_ikeaLeichte Klänge zum Nürnberger Baddndreffm

Was tut eine biedere Durchschnittsfamilie an einem verregneten Ferientag, um ihrer Selbstzerfleischung zu entgehen? Sie kann sich zum Beispiel ins Auto quetschen und das urgemütliche kleine Gasthaus zum blaugelben Elch ansteuern. Dort darf sich jeder erstmal eine altersgemäße Portion Köttelbullar einwerfen, bevor sie alle zu einem Rundgang durch die Möbeletage aufbrechen. Natürlich braucht man keine neuen Möbel, aber umschauen kann man sich ja und die Zeit vergeht auch darüber.

Man schlendert vorbei an den Zweiersofas KNOPPARP und KLIPPAN, über denen das leicht psychedelische Bild PJÄTTERYD hängt, schaut kurz auf das Bettsofa LUGNVIK, streicht mit der Hand über den Polstersessel EKTORP mit dem Bezug MOBACKA, wirft einen Blick auf die Drehstühle SKRUVSTA und SUILLE, geht vorbei am Bettgestell TRYSIL – oder war es LEIRVIK?

Die junge Fernsehansagerin Evelyn Hamann, der Namen wie Thistlethwaite oder so ganz flüssig von der Zunge gingen, hätte freilich kein Problem gehabt mit der Aussprache von VITTFJÄRTL, SKRUVSTA oder JÄMNT, aber Otto Normalverbraucher muss da schon seine Sprachmotorik bis zur Nenndrehzahl hochfahren. Aber irgendwann macht es dann KLICK in seinem Kopf, und er sieht sich samt einer tiefenentspannten Familie in einem roten Volvo Kombi an einem dieser endlosen Sommerabende über einsame Landstraßen durch Småland oder Värmland gleiten, und irgendwo hinter den Wäldern wartet am Seeufer ein kleines falunrotes Holzhaus auf sie, in dem man nie endende, sonnenüberströmte, unendlich friedvolle Sommerferien verbringt – ach wäre det nich wunderscheen!

Aber in einer neuen Bettwäsche lässt es sich auch herrlich träumen vom Urlaub bis zum Abwinken; die Frauen des Hauses dürfen in der Markthalle wählen zwischen FÄRGLAV, ÖDESTRAD, DVALA, SÖTBLOMSTER, SÅNGFÅGEL, TOFSVIVA, PIMPLA, STENKLÖVER, LINBLOMMA, ÄNSKÄRA, KRÅKRIS und KUSTRUTA. Nur der Herr Sohn besteht auf BERRANGEL, wegen dem aufgedruckten Skelett: „Voll kuhl, ey“.

Das Kinderzimmer wird weiter aufgerüstet mit einer Gymnastikmatte PLUFTIG, zwei Leselampen UPPBO und KLABB und dem Bauchschläferkissen GOSASLÅN für spottbillige Zwoneunundneunzig. Für das Bad gibt es Gästehandtücher NÄCKTEN, schlappe 29 Cent das Stück, und einen Flechtkorb KNARRA, oder vielleicht doch RIFFLA? Für das Küchen-Upgrade fehlen noch blaugeblümelte Tassen JÄMNT, eine Servierschüssel SKÄCK, ein Schneidebrett PROPPMÄTT und die Abfalltonne KNODD. Und nicht zu vergessen: Ein paar Vanilleduftkerzen SINNLIG.

Hinter der Kasse belohnt sich unsere leicht abgeschlaffte Familie für das mittsommerabendlange Anstehen mit Hotdogs und einem Becher Cola. Während dann alle noch an einem Softeis schlecken, träumt Papa sich in den schwedischen Winter, wo fröhliche Menschen knæk naschen und dazu glögg trinken, der aber nur glögglich macht mit Alk drin. Skål, alter Schwede!

Und dann geht es mit dem Einkaufswagen hinaus auf den Parkplatz, Auto suchen gehen. Tief am Himmel zeigt sich die Abendsonne hinter den abziehenden Regenwolken.

Hinweis: Alle hier angeführten Produktnamen wurden nach sorgfältiger Prüfung aus dem Katalog 2014/15 eines schwedischen Möbelhauses ausgewählt. Eine Gewähr für richtige Wiedergabe bzw. Lieferbarkeit der betreffenden Artikel kann jedoch nicht übernommen werden.