Ork Nr. 34: Osanna-Bischof mit Schulterblatt vom Angnus-Rind

ork34SZ Nr. 169, 25./26.7.15, S.21, 39, 72

O weh dir, du wunderschönes Bamberg, Herz des Frankenlandes, das du mit deinen sieben Hügeln als zweites Rom galtest, das du mit deinem Welterbe-Siegel alljährlich Legionen von Touristen in deine engen Gassen lockst – was ist aus dir geworden! Nicht genug damit, dass die romanische Klosterkirche den Michelsberg hinunterzurutschen  droht, jetzt hat man dir laut SZ auch noch den Bischofssitz weggenommen:

„In der ehemaligen Bischofsstadt mit ihren Kirchen und Klöster“.

Wenigstens haben in ihren „barocken Palästen die mittelalterlichen Strukturen fast unversehrt überdauert.“

Aber wie konnte es zu diesem brutalen Absturz vom Rang einer Bischofsstadt kommen, und das nach über 1000 Jahren als Erzbistum, gegründet von Kaiser Heinrich II. persönlich? Hat etwa Ex-Erzbischof Dr. Ludwig Schick seine Vierzimmerwohnung mit Seidentapeten und Statuetten von Niki de St-Phalle verschönern lassen? Trägt er beim Morgen-Jogging handgefertigte purpurrote Laufschuhe aus bolivianischem Faultierleder? Hat er seine Privatkapelle aus dem Schattenhaushalt des Erzbischöflichen Stuhls rundum mit goldgerahmten Spiegeln ausstatten lassen, hat ihn jüngst ein Investigationsteam der SZ, gestützt auf einen Maulwurf im Sankt-Heinrichs-Blatt, beim Papst verpfiffen, der ja gegen Protzbischöfe hart durchgreift? O nein, nichts dergleichen ist geschehen: Der Erzbischof hat sich angemaßt, am geheiligten Kanon der katholischen Messe herumzufummeln. Er hat vom feierlichen Lobgesang des Sanctus das Hosanna in excelsis ‚Hosanna in der Höhe‘ abgespalten und frech in „Osanna“ umbenannt; und er hat dann gar noch die Formel Benedictus qui venit in nomine Domini ‚Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herren‘ zusammengestrichen und verballhornt zu „Benedictus in excelsis“. Auch im letzten Stück jeder komponierten Messe, dem Agnus Dei, hat der liturgieschänderische Bischof, wohl für seinen bevorstehenden festlichen Abschiedsgottesdienst, die letzten drei Worte Dona nobis pacem ‚Gib uns Deinen Frieden‘ zum eigenen Teil erhoben.

Das ging einfach zu weit. Der Schöpfer der im Zeitungstext angeführten h-moll-Messe, der große J.S. Bach, hielt sich in excelsis angewidert die Hände vors Gesicht und ätzte in bestem Leipziger Sächsisch: “ Ihr seid mr ja scheene Gadoliggn!“ (Nachdem ihm ein bildhübscher Hostess-Engel einen Trunk vierzigprozentigen Ambrosias verabreicht hatte, fand er rasch zu seiner himmlischen Ruhe zurück). Da sich der Thomaskantor, von evangelischen Pfarrern in Weinlaune gern als fünfter Evangelist tituliert, dennoch bitter an höchster Stelle beklagte, hatte der Vorfall für den frevlerischen Gottesmann böse Konsequenzen: Er verlor seinen Posten nebst Anrede als Exzellenz, seine altehrwürdige Bischofsstadt wurde degradiert zum einfachen Dekanat im neuen Bistum Strullendorf, und mit dem langersehnten Großen Bundesverdienstkreuz mit „Stern und Schulterblatt“, also rückseitig zu tragen, war es auch Essig.

Übrigens, woran denkt der Franke bei dem Wort Schulterblatt? Na klar, an ein saftig-zartes, knusperschwartiges, duftendes Schäuferla oder Schaiferler, umrahmt von Klößen und Bierkrug. Jetzt kriegt er kein Abschiedswort mehr heraus vor lauter zusammengelaufenem Wasser im Mund,

dieser erzlüsterne
Orks-Otto