Ork Nr. 39: I aa a U

SZ Nr. 13, 17. /18. 1. 15, S. 9, 72; Nr. !9, 24. / 25. 1. 15, S. 12, 77; Nr. 43, 21. /22. 2. 15, S.38; Nr. 125, 3. /4. 6. 15, S. 10; Nr. 133, 13./ 14. 6. 15, S. 80; Nr. 146, 29. 6. 15, S. 27, 30; Nr. 152, 6. 7. 15, S. 6; Nr. 163, 18./ 19. 7. 15, S. 9; Nr. 169, 25./ 26. 7. 15, S. 53; Nr. 192, 22./ 23. 8. 15, S. 18 ork39_1

Die vier Vokale der Überschrift können einen durchaus sinnvollen Satz ergeben. Dann nämlich, wenn man im Schankraum der Brauerei Mahr in Bamberg sitzt und hört, wie einer a U ‚ein Ungespundetes‘ bestellt, und ein anderer sich der Einfachheit halber gleich anschließt, mit den bewussten vier Lauten. Der Franke als solcher, besonders wenn es gilt, mit wenig Aufwand an ein gutes Bier zu kommen, ist halt erfinderisch.
Der Mittelfranke freilich, nicht weniger maulfaul als sein die Gestade von Main und Regnitz bewohnender Bruderstamm, hält es zwecks Redeersparnis eher mit einem gewissen Konsonanten: Fll Ll ’n Zwlwl (rustikale Variante) bedeutet für ihn ‚Viel Öl und Zwiebeln‘.
Letztere Artikulationsweise ist mittlerweile von den US- Gesundheitsbehörden als behandlungsbedürftig anerkannt und mit dem Namen Endemic Linguodental Disorder Syndrome, kurz ELDS, belegt worden. Leider ist der potentielle Absatzmarkt für ein lebenslang einzunehmendes Gegenmittel (Apicoretractivum) für die forschenden Pharmakonzerne etwas zu begrenzt, um hier einzusteigen, und so bleibt es auch für die Franken vorläufig beim Konsumangebot von Ritalin und demnächst, für die Damen, von Flibanserin. Schee bleed. Einstweilen können Sie, liebe Leser, sich ein faszinierendes Hörerlebnis verschaffen, wenn Sie mittels einer kleinen Alkoholspende einen angeheiterten Gostenhofer Rentner zur Rezitation des Sprüchleins „A Dellerler Bläddsler un a Gläsler Walbollidschella“ verleiten.
Da staunt der Bayer und der Preuße wundert sich, wie die Süddeutsche so treffend bemerkt.

Auch die ewig unter Zeitdruck fronenden SZ – Mitarbeiter, die zudem oft schneller formulieren als sie schreiben können, hudeln gerne mal über einzelne Buchstaben, Silben, ja ganze Wörter hinweg. Der flüchtige Leser wird schon drüber weglesen oder, falls er es doch bemerkt, soll er es selber richten. Das ist ja auch das Grundgesetz aller sogenannten Rechtschreibreformen dieses Jahrhunderts, unter das man sich bei der SZ allezeit willig beugt.
Aber noch leben Avatare von Lynkeus und Argus, den beiden luchsäugigen Kämpfern der Alten, und wenn einer von ihnen und ein echter Luchs sich draußen in der Wildnis begegnen, zwinkern sie einander mit dem linken Auge zu. Es soll ja auch zeitweilige Allianzen zwischen Fußballtrainern und Werwölfen geben. Dabei kann so ein Avatar sogar Brillenträger sein, zum Beispiel wenn er seine stechenden Pupillen auf eine von Deutschlands führenden Tageszeitungen fokussiert.
Wegen der Fülle der Beispiele soll hier nur jeder Beleg knapp und kommentarlos zitiert werden:
„Hier kann er nicht nur jenen Beistand leisten, die ihn am meisten ersehen.“
„Auf dem deutschen Mark wacht das Kraftfahrt-Bundesamt über Rückrufaktionen.“
„Das gesellschaftliche Bewusstsein ist gestiegen, den Kindern wird früher gelaubt“
„nicht nur ein „Meister in der Kunst des Charakerisierens“ (Lothar Müller in der SZ)“
Wolfsburg toute chancenlos durch die Königsklasse.“
„Wir brauchen genügen Soldaten, das richtige Training und die richtige Ausrüstung“
„Niemand geht hier freiwillig entlang, zudröhnt vom endlosen Strom der Autos.“
„“Die Leute haben uns die Quadrate tütenweise gebracht“, sagte laut Medienberichten.“
„Er gewann am in Ratingen“
„Der Anwalt von Erhan A. argumentierte damals, es nicht „schlüssig“, warum Erhan A. abgeschoben wurde“.
„Die weiße Bootshülle blendet, die Viking Cruise liegt schon lange da, und wird auch noch eine angetäut bleiben, bis sie wieder flott ist.“
„Ökolabels, Biomessen und Ressourcen schonende Technologien sind längsten vogue.“
Und die letzte Belegstelle nimmt sich der Jäger und Sammler selbst zu Herzen:
„Herr lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss“ im Deutschen Requiem vor Johannes Brahms“.

Erschöpf, abe fröhich rüßend
Orks-Otto