SZ Nr. 13, 17./18.1.15, S. 27, 29; S. 24
In den Zeiten der Finanzkrise (ach lägen sie doch hinter uns) tat einmal der Unions-Fraktionschef Volker Kauder den markigen Ausspruch: „Jetzt wird in Europa Deutsch gesprochen“. Es ging ihm dabei wohl weniger um nationales Protzbürgertum als darum, den Wählerinnundwählern die milliardenschweren Bürgschaften und Kredithilfen schmackhaft zu machen, mit denen die Bundesrepublik diversen EU-Partnerländern aus dem Schlamassel ihrer Schuldenwirtschaft zu helfen unternahm.
Herrn Kauders Machtwort ist bei den Schuldenländern nicht ohne Wirkung geblieben, wie man der noch jungen Äußerung des griechischen Ex-Finanzministers Gikas Hardouvelis entnehmen kann: „Wir bewegen uns auf einer schmalen Grad.“
Gewiss ist der Satz noch nicht in allen Einzelheiten perfekt, aber gefestigte Kenntnisse der deutschen Sprache dürfen wir Herrn Hardouvelis allemal bescheinigen. Oder hat vielleicht Christiane Schlötzer dem Minister bei der Formulierung geholfen? Das wäre zu rügen, denn Einsagen gilt nicht.
Weiterhin konstatieren wir mit leiser Genugtuung, dass die weltweite anglophone Sprachgemeinschaft nach Weltschmerz, Kindergarten, Oktoberfest und dergleichen nunmehr auch „Superzyklen“ in ihr Repertoire aufgenommen hat:
“ Ökonomen nennen diese Schwankungen auf Rohstoffmärkten „Superzcycles“ (engl. „Superzyklen“). Unser Autor Jan Willmroth bevorzugt freilich die reizvoll zischelnde Vokabel Superzcycles, aus welcher Sprache immer sie entlehnt sein mag. Oder imitiert er nur die Aussprache des ringversessenen Gnoms Golum im ‚Herrn der Ringe‘? Dann lässt sich allerdings nicht ausschließen, dass ein Ork in der Nähe lauert.
Mit vorsichtigem Optimismus
Orks-Otto
Und die Zugabe serviert uns N. Piper in seinem Samstagsessay mit dem doppelsinnigen Titel „Globalisierung wirkt“, denn dort steuert er noch vier effektvolle Formulierungen bei:
„epochale Ereignisse, dessen ganze Dimension erst allmählich klar wird.“
„ein Weg, alles sozialverträglicher zu machen, besteht darin, die Zurückgeblieben der Globalisierung aus den Gewinnen der Sieger zu helfen.“
„Ökonom Borchardt glaubt, dass das Deutsche Reich in einen leichten „Protektionismus“ praktiziert habe.“
„Damals bekamen die USA ein öffentliches Schulsystem, das über Jahrzehnte hinweg das beste Welt war.“
Nun ja, über die beste aller möglichen Welten hat sich schon Voltaire in seinem Candide mokiert, aber vielleicht schafft die Globalisierung wenigstens „das beste Welt“. Nur frisch gewagt, Herr Piper!