Ork Nr. 46: Perfektes zusammen Spiel

SZ Nr. 239, 17./ 18.10.15, S. 70; Nr. 2, 3./ 4.1.15, S. 3, 15, 73; Nr. 19, 24./ 25.1.15, S.77; Nr. 25, 31.1./ 1.2.15, S. 33; Nr. 125, 3./ 4.6.15, S. 13, 25, 41; Nr. 133, 13./ 14.6.15, S. 32, 39, 84, 88; Nr. 163, 18./ 19.7.15, S. 76; Nr. 175, 1./ 2.8.15, S. 23; Nr. 192, 22./ 23.8.15, S.18

Ork46Nein, hier ist nicht vom FCB die Rede, sondern von Herrn Dr. Frank-Jürgen Weise. Der hat kürzlich die Aufgabe übernommen, zwei Mammutbehörden zusammen zu führen. Heißt das auch, dass er sie zusammenführen soll zu einer Mega-Mammutbehörde, so wie der SZ-Stellenmarkt Fachkräfte und Arbeitgeber zusammenführen möchte? Und gibt es jemand in den Ländern deutscher Zunge, der diese Frage für sinnvoll hält und noch dazu die richtige Antwort kennt? Orks – Otto ist da eher bänglich zumute, aber Bangemachen gilt bekanntlich nicht. Vielleicht kriegt er ja in zehn Jahren eine ermunternde Zuschrift vom Ehepaar Han Solo mit der schönen Prinzessin Leia, versandt mit Lichtpost aus den Tiefen des Weltalls, und seine bedrückte Miene wird sich ein wenig aufhellen.
Aber lebt denn nicht irgendwo auf diesem Planeten, gar bei der SZ, eine zweite Prinzessin Leia, die dem einsamen Jägersmann mittels einer 62-Cent-Marke (demnächst teurer) ihre moralische Unterstützung zusicherte, oder eine Agathe, die dem verzagten Freischützen frischen Mut einflößte, oder eine Penelope, die einen des endlosen Bogenspannens überdrüssigen Odysseus mit huldvoller Geste befeuerte? Und wann wird, nach 25 Jahren deutscher Einheit, auch in den Spalten der SZ zusammen wachsen, was zusammen gehört, oder vielleicht doch eher zusammenwachsen, was zusammengehört?
Bis dahin dürfen wir Leser uns einen eigenen Reim machen auf eine „wilde Mischung aus Bauhaus und Graffiti übersäte Neoklassik“, und wenn wir „das Hände schütteln“ hinter uns haben, dringen wir vor „zum Licht durchfluteten Herzen der Einheit“, finden uns wieder in „einer Schneeball großen Kugel“ und bestaunen Kunststudenten, die darauf verzichten, „ihren Raum auf Galerie-Maßstäbe zu Recht zu schrubben“. Dafür sollte man den Feuilletonisten zu Recht zurechtschrubben: Eine Wurzelbürste auf der bloßen Haut fördert ungemein die Durchblutung, auch im Denkorgan. Woanders sucht ein Einzelstück „seines gleichen“, „Patienten reagieren über“ (und der Leser gibt sich über), Schreibtische werden „zu einander geordnet“, an „elf super hoch auflösenden Kameras“ stecken Glasfaserkabel und ein Mr. Walter „spielt nichts desto trotz mit der Pixel-Ästhetik“. Die moderne Technik hat schon viele Wunderwerke hervorgebracht, „selbst fahrende Fahrzeuge“ hat sie uns geschenkt. Ein Finanzkaufmann wollte eine Vertragsklausel „nicht hin nehmen“ und der Organist Hansjörg Albrecht schlägt bei seinem Orgelmarathon „in der Herz Jesu Kirche“ von Wels auf. Der Urlauber sollte seinen Erholungswillen „kontrollieren, in dem er einmal am Tag online geht“, und ein Romanautor „setzt seinen schönsten Liebesdienst in Szene, in dem er die Stadt und die Liebe synchron bewässert“.

Die Regel, der alle unsere Schreiber und Schreiberinnen so instinktsicher wie die Störche auf ihrem Flug nach Afrika folgen, ist in allen unseren Fundstücken klar zu erkennen: Schreibe alles getrennt, was für sich eine Bedeutung hat, und lasse es den Lesern über, sich einen Sinn aus der Zeichen Folge zusammen zu puzzeln.

Die vorhin gestellte Frage nach dem etwa Zusammengehörenden läuft bei solch stoischer Unbeirrbarkeit dann doch wieder auf die alte, trostlose Frage hinaus: When will they ever learn?

Im Geiste verbunden mit der großen Joan Baez
grüßt
Orks – Otto