SZ Nr. 286, 12.12.14, S. 1 Streiflicht
Tief versunken las ich die unbedingt wissenswerten Darlegungen des Streiflichts zum Liebesaus oder Liebes-Aus, als vor meinem sprachlichen Auge ein neuer Asteroid am reichbestirnten Firmament des deutschen Wortschatzes aufblinkte: DAS SUBJEKTIV:
„Nur im Sport ist das Wort „aus“ auch als Subjektiv geläufig, es beschreibt dort den Raum außerhalb der Spielfeldgrenzen.“
Nun steht das Neugeborene nicht wie das berühmtere Morgensternsche Nasobem-Kind einsam in der Savanne herum, sondern es hat mutmaßliche Eltern, nämlich das Subjektive und das Objektiv. Irgendwie doof nur, dass sich die exakte Bedeutung unseres lexikalischen Starlets trotzdem nicht erschließt. Sollte damit eine Linsenkombination gemeint sein, mit der der Fotograf das Subjektive seiner Weltsicht abbilden kann? Aber wie soll das in den fussballerischen Kontext passen, wo doch demnächst auch noch über Aus oder Nicht-Aus mit dem elektronischen Falkenauge zu entscheiden sein wird? Oder meinte am Ende die schreibende Person in ihres Herzens Unschuld das Wort Substantiv und war nur einen Moment lang unaufmerksam, als sie mit dem linken Auge auf die Schreibtastatur und mit dem rechten Auge auf ihr Smartphone schielte, um ja nicht die breaking news von ihrem Schatzi zu verpassen? In diesem Fall ist, passend zur Adventszeit, Generalpardon zu gewähren, denn Amor vincit omnia: die Liebe bezwingt alles – außer dem Liebes-Aus.
Liebesgrüße aus Nürnberg
Orks-Otto