Ork Nr. 50: Ät se Limit

SZ Nr. 293, 20./ 21.12.14, S.15; Nr. 297, 27./ 28.12.14, S. 18; Nr. 19, 24./ 25.1.15, S.57; Nr. 25, 31.1./ 1.2.15, S. 83; Nr. 210, 12./ 13.9.15, S. 20; Nr. 216, 19./ 20.9.15, S.5 „Für Kinder“; Nr. 257, 7./ 8.11.15, S. 5, 22, 25

ork50Was wären wir ohne die alles umspannende, alle umfangende Weltsprache Englisch? Nichts als unbeholfene Stotterer wären wir, mit den knapp tausend Brocken Alltagsdeutsch, die uns noch geblieben sind von den Hunderttausenden Wörtern und Wendungen in all den Büchern in deutscher Sprache, die jetzt in den Uni-Bibliotheken ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Aus den Stadtbüchereien sind sie längst aussortiert, um Platz zu schaffen für die modernen Ausleihmedien – na ja, auch unsereins sammelt eifrig DVDs; der Name ist abgekürzt aus englisch Digital Versatile Disc. Blu Ray sollen noch besser sein, aber mein Player kann sie nicht lesen.
Bisweilen sind die deutschen Bestandteile in unserer Rede nicht viel mehr als der Leim, der die wichtigeren Wörter zusammenhält, und die kommen ganz oft aus dem Englischen, oder sie tun so als ob. Und wenn man als Württemberger alles kann außer Hochdeutsch, dann ist das schon okay; aber spätestens als EU-Kommissar muss der wackere Schwabe Englisch pauken, um nicht verlacht und über den Tisch gezogen zu werden. Und wenn man als stolzer Pole auf den Chefsessel des EU-Rats gehoben wird, schützt aller Patriotismus nicht vor dem harten Sachzwang, sich in das Idiom von John Bull und Uncle Sam hineinzubüffeln.

Etwas Neues in der Weltgeschichte ist die Dominanz einer Sprache freilich nicht. Schon die Namen der jüdischen Apostel Andreas, Petrus und Philippus waren nicht zufällig griechischer Herkunft. Und als man vor über tausend Jahren daranging, aus den deutschen Dialekten eine Schriftsprache zu basteln, hätte man ohne Mutter Latein (von der man glaubte, dass sie als einzige Sprache Europas eine Grammatik besäße) bald entmutigt aufgegeben. Vor zwei-dreihundert Jahren war es dann das Französische, das unser unbeholfenes, popeliges Deutsch in den gebildeten Ständen bald ersetzen, bald verschönern durfte.

Und jetzt wird unserem Old School German zur Abwechslung mal ein Update auf Englisch verpasst. A guata hoit’s aus, um an Schlechtn is ned schod, sagt dazu lakonisch der Bayer und weiß sich eins mit dem Briten Charles Darwin. Und noch ein klassisches Zitat aus dem Munde eines prominenten Ober-Bayern (dem es zur Zeit etwas durchs Dach regnet): „So geht’s Bisness“ – wohl wahr.
Fast unvermeidlich kommen bei dem Update unserer Muttersprache auch allerhand Mischwesen heraus, auch weil Deutsch und Englisch aus ihrer gemeinsamen germanischen Vorgeschichte noch viele Familienähnlichkeiten bewahrt haben. So what? Unter den Hunden gelten ja auch die Promenadenmischungen als die herzigsten, besonders die mit einem stehenden und einem hängenden Ohr. Da will natürlich auch die Süddeutsche nicht abseits stehen und bestreut ihre Spalten unentwegt mit Anglizismen. Dabei weiß manchmal die rechte Hand nicht, wie der linke Plural geht, oder deutsche und englische Schreibweise paaren sich zu einem Bastardhunderl. Mit einem Wort: Die SZ-people peppen englische Wörter schon fast ebenso gekonnt up oder auf wie die deutschen.
Let’s go, auf gut SZ-Bairisch „Aufi geht’s“!

Der Murderer ist immer der Grocerer:
„ein Union Market, einem High-End-Grocerer in den besserverdienervierteln von Brooklyn“
Who has donne it?
„Denn sogar das „whodunnit“ scheint nebensächlich zu sein.“
Fith for Life:
„erste Adressen wie Saks Fith Avenue in den USA“
The Quater is back!
„der alternde Star-Quaterback Tom Brady“, „einer der berühmtesten aktiven Quaterbacks“
The Goat of Tom Joad:
„Bruce Springsteens CD „The Goast of Tom Joad““
Quartett auf dem Parkett, wie nett:
„ein Vers des Dichters T.S. Eliot in der Sammlung „Four Quartetts““
Die Bösen sind die Warrior:
„Die Reintegration der Keyboard Warrior dürfte schwerer fallen“
Wer ist Star Wars Vater?
„Nichts, was die Vermarktung Star Wars betrifft, geschieht zufällig.“
Speziale für die Pauschale:
„auf der Kreuzfahrt wird es Star-Wars-Speziale geben.“
Austoben auf dem Boadway:
„Doch natürlich können sich auch Alpinskifahrer und Snowboader in der Region Villach austoben.“

Exit thru gift shop:

Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen der EU-Diplomatie verlautet, wurde das folgende Lied des unnachahmlichen Robert Gernhardt zu nächtlicher Stunde (in ruhigeren Tagen) vor einer Eckkneipe in Brüssel-Berlaymont  von den Herren Günther Oettinger und Donald Tusk im Duett eingeübt.

Dem ist nichts hinzuzufügen, beteuert

Orks – Otto

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