Archiv des Autors: Otto_Gsell

Ork Nr. 22: Die nackte Kanone

ork22SZ Nr. 43, 21./22.2.15, S.68

Der hessische Landgraf Philipp I., genannt der Großmütige, mochte als frischbekehrter Protestant mit seinem Nebengspusi nicht länger einfach so rumschnackseln und erwirkte in diskreten Verhandlungen mit Rom, äh, Wittenberg die Zustimmung seiner Kirchenoberen zu einer Zweitehe. Er hatte sich dafür selbst ein Attest ausgestellt, demzufolge er im Schritt einen Dreierpack hängen hatte, dessen Überproduktion in geregelte Bahnen gelenkt werden musste. Wenn es sich dabei nicht um ein Täuschungsmanöver handelte, verfügte also das Sturmgewehr seiner Durchlaucht über drei Magazine, aber nur einen Lauf.

Ganz anders der unbekannte Zeitgenosse, der Richard Christian Kähler als Opfer eines Autounfalls filmen wollen täte und dafür von ihm vorsorglich verflucht wird:

„dem soll sein Handyfinger verdorren und er werde unfruchtbar bis ins dritte Glied, dass er niemals nie mehr wird zeugen können.“

Herr Kähler unterstellt also dem erdachten schamlosen Kameramann schon gleich mal eine Drillingsflinte (Phallus triplicatus)! Man mag dies als fast schon übertriebene Vorsichtsmaßnahme ansehen, nachdem derlei Genitalproliferationen bisher eher selten beobachtet wurden.

Am Ende ist die irgendwie archaisch klingende Fluchformel gar nicht auf Herrn Kählers eigenem Zorn gewachsen, sondern aus dunkler Erinnerung aufgestiegen, und zwar an seinen einstigen Religionsunterricht, wo er – so Gott wollte – ein Bibelwort von echt alttestamentarischer Härte vernommen hatte: „Gott, der die Missetat der Väter heimsucht auf Kinder und Kindeskinder bis ins dritte und vierte Glied“. Heutzutage muss halt alles von jetzt auf gleich gehen, auch die Rache für noch nicht erlittene Unbill. Aber in der Bibel finden wir noch ein anderes Wort: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr“. Sollten wir nicht Herrn Kähler als Kompromisslösung vorschlagen, dass er sich mit einem kernigen Fluch auf das goddam fucking smartphone des Gaffers begnügen möge? Dem Scheißdings soll nun aber wirklich das allergrässlichste Ende bereitet werden!

Ihr (für diesmal) barmherziger
Orks-Otto

Ork Nr. 21: Schöpfungsgeschichten

ork21SZ Nr.19, 24./25.1.15, S.74; Nr. 43, 21./22.2.15, S.25

„So schuf Gott den Menschen nach seinem Abbild, nach Gottes Bild schuf er ihn“ heißt es in der Bibel. Neun Generationen später hätte Gott den Menschen beinahe wieder abgeschafft; einzig Noah durfte seine DNA auf uns Heutige vererben. Geraume Zeit danach drehte ein Wahlnürnberger, Feuerbach schrieb er sich, trotzig den Spieß um: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Nach einer Weile schaffte wiederum ein gewisser Sensenmann den Herrn Feuerbach beiseite, und in unseren Tagen wurde bei der Nymphenburger Porzellan-Manufaktur wieder etwas abgeschafft, diesmal durch den Geschäftsführer:

„Thomas schuf den Verkauf von Waren zweiter Wahl ab.“

Wenn Herr Thomas den Verkauf abschuf, dann war er also ein Abschöpfer, sowie am Anfang der Schöpfer Himmel und Erde schuf. Auch einen Paradiesgarten schuf Er für die Menschen und schaffte ihn alsbald wieder ab: Weil seine zwei Ebenbilder es nicht schafften, sich an ein einziges Verbot zu halten, mussten fortan die Söhne Adams und Töchter Evas selber schaffen gehen und manche auch anschaffen, Gott sei’s geklagt. Aber seither ist auch klar: Wer schafft, schafft an oder auch ab, so wie der Herr Thomas.

Aber welcher Schuft schuf die Zwangsjacke der Grammatik, dieser starrköpfigen, pingeligen alten Bitch? Es wäre besser, man schüfe auch sie wieder ab, als Haupthindernis auf dem Weg zu lässig-coolem Sprachgebrauch. So gesehen darf sich auch Anna Günther als Abschöpferin fühlen, oder wenigstens als Robinetta Hood der deutschen Sprache, und sich ein grünes Hütchen mit kecker Feder auf den Schopf setzen. Sie sollte aber nie vergessen, dass auch im Sherwood Forest gewisse Geschöpfe ganzjährig bejagt werden von

Orks-Otto

P.S. Andersherum wird auch kein Schuh draus:

„Dass der Wohlstand, den die erste Welle der Industrialisierung schaffte, allen zugute kam…“

Aber die Damen Günther und Bernau könnten sich doch mal bei einer Apfelschorle über ihr Sprachschaffen austauschen.

 

Ork Nr. 20: Der heiße Atem der Geschichte

Ork20_2SZ Nr.25, 31.1./1.2.15, S.17

Da tun sich irgendwo zwischen den Wäldern und Sümpfen Germaniens drei Hetzprediger zusammen, ein extremistischer Theologe Dr. Luther, ein Griechischdozent Schwartzerd (Deckname Melanchthon) und ein perspektivloser Künstler namens Lukas Cranach. Wir schreiben das Jahr 1523, und die drei Finsterlinge wollen mit bösen, blasphemischen Karikaturen in Wort und Bild möglichst viele Anhänger ihrer Reformen enthemmen. Ihre haltlose Polemik mit den passenden blasphemischen Bildern verbreiten sie durch das Massenmedium Flugschrift überall im Lande.

Nach vierjähriger Aufheizphase entfaltet eines dieser Hetzblättchen aus der LMC-Lügenpresse seine fatale Wirkung: Die mörderischen und räuberischen Rotten aufgeputschter protestantischer Landsknechte wälzen sich über die Alpen und den Apennin, erstürmen die Mauern Roms und hausen in der Stadt wie die Dschihadisten. Sie enthaupten und entnasen sogar Heilige und Päpste, wenn auch nur solche aus Stein und Holz. Besonders die Zusatzinfo „Wenig später brannte Rom“ ist so wertvoll für die Geschichtskunde, weil sie ausschließlich bei Kia Vahland überliefert ist. Der Mainstream klammert sich noch immer an das Datum 64 n. Chr., als der (konfessionslose) Kaiser Nero gezündelt haben soll; vgl. die anschauliche Darstellung von P. Ustinov, Quo Vadis (1952). Der katholische Kaiser Karl V. schaut dem wüsten Treiben aus der Ferne hilflos zu, obwohl er doch soeben Papst Clemens VII. den Beginn einer wunderbaren Freundschaft angekündigt hat. Wenn das man gut geht, ihr Tedeschi protestanti?

Bis jetzt hat zwar der Vatikan noch keine Reparationsforderungen samt Zins und Zinseszins für 488 Jahre an die Evangelische Kirche in Deutschland als Rechtsnachfolgerin unseres Polemistentrios gerichtet. Aber wenn er es tut und damit durchkommt, wäre Tsipras‘ Griechenland finanziell noch in einer komfortablen Lage gegenüber der EKD. In allen Fußgängerzonen stünden blutjunge Vikare und gereifte Pfarrerinnen in Talar und Beffchen herum und würden schwarze Luther-Playmobilmännchen (7,5cm) gegen eine milde Spende verteilen, mit dem Slogan „Wenn das Geld im Kasten klingt, der Bischof aus der Haft entspringt.“

Aber statt dieses Wurst-Käs-Szenario, das sich Kia Vahland womöglich von südostdeutschen Verfassungsschützern besorgt hat, bis zum bitteren Ende fortzuschreiben, könnte man doch die ganze Geschichte ein wenig umdrehen, in ökumenischerem Geiste.

Zum Beispiel könnte der Kaiser Karl von der perfiden Schaukelpolitik des Heiligen Vaters einen dicken Hals bekommen und dem Medici-Papst seine eigenen, nicht auffällig protestantischen Landsknechte auf dessen Hals gehetzt haben. Und wenn der Söldner, gleich ob spanischer Marokkaner, Flame, Schwabe oder Magyar, keinen Sold bekommt, stellt er sich schon mal eine Lizenz zum Plündern undsoweiter aus, und dann haben die Römerinnen und Römer weiß Gott nichts zu lachen.

In diesem Fall wären aber die Drei von der Reformations-Tankstelle Wittenberg ziemlich schuldlos an der Verheerung der Ewigen Stadt gewesen, und die EKD-Finanzen blieben auf ewige Zeiten wohlgeordnet. Auch das Bild des „Bapstesels“ von Cranach zeigt in Wahrheit keinen Esel, sondern eher eine Art Wolpertosaurus, und darunter die Namensform „Melanthon“. Cranach schnitt also nichts anderes als den grewlichen Orcum des Druckers in die Holzplatte. Dieses beweist unumstößlich, dass schon vor einem halben Jahrtausend der Wurm, bzw. Ork in den Medien drin war. Aber mal ehrlich: Hätten Sie etwas anderes erwartet?

Ihr Hilfs-Archivar
Orks-Otto

P.S. Unter dem Namen Sacco di Roma hat sich das zehnmonatige Romstipendium des kaiserlichen Heeres tatsächlich in das kollektive Gedächtnis der italienischen Nation eingebrannt. Nicht zuletzt deshalb wurde die stille Arroganz, mit der die Spieler des FC Bayern am Tag nach der 1:7-Klatsche für den AS Roma ihren dunkelblauen Sakko di Roma bei der Papstaudienz zur Schau stellten, in der Öffentlichkeit Italiens aufmerksam registriert. Und ob heute die Christen beider Konfessionen wie auch die Gläubigen anderer Religionen es gelassen hinzunehmen haben, wenn man ihre religiösen Überzeugungen und Gefühle mit fifty shades of blasphemy beschmiert, ist auch nicht in Granit gemeißelt. Zur Sühne, Frau Vahland, entrichten Sie bitte eine der Schwere Ihrer Verfehlungen angemessene Geldbuße an die sz.leserstiftung.ork, pardon: org!

 

Ork Nr. 19: Menschen helfen Hobbits

ork19SZ Nr. 280, 5.12.14, S.8; Nr. 2, 3./4.1.15, S.59, 79

Der alte, weise Hobbit Dildo Deutlin tat einmal den denkwürdigen Ausspruch „Der Plural ist dem Singular sein Tod“. Und fürwahr, Dildos düstere Weissagung hat sich seither auf grausame Weise erfüllt, wieder und wieder, und so Mittelerdes Sprachen in ein fahles Dämmerlicht getaucht.

Versuchen wir nun, Dildos Kummer zu lindern, Nebel und Düsternis zu durchdringen mit dem folgenden Preisrätsel!

Aufgabe 1 (leicht): Bestimmen Sie die richtige Singularform zu
„die Pfründe“

A. der Pfrund
B. die Pfründe
C. das Pfründ

Aufgabe 2 (mittelschwer): Finden Sie den richtigen Singular zu „die Materialen“

A. der Material
B. die Materiale
C. das Madrigal

Aufgabe 3 (schwer): Entdecken Sie den richtigen Singular zu „mit ionischer Kapitelle“

A. ionischer Kapitän
B. ionische Kapelle
C. ionisches Kapital
(Weitere Antworten sind möglich).

Schicken Sie Ihre Lösung möglichst noch heute an dildo@auenland.me. Die Lösung mit den meisten richtigen Antworten gewinnt ein ayurvedisches Verwöhn-Wochenende im eigenen Heim mit dem Classic-Wellness-Parcours: Liegestatt-Badewanne-Esstisch.

Bitte lassen Sie Dildo nicht im Stich!

Für zahlreiche kreative Einsendungen dankt im voraus
Orks-Otto

 

Statt Ork Nr. 18: Himmlische Dessous

ork18_walserSZ Nr. 25, 31.1./1.2.15, S.8

„Heilig ist die Unterhose,
Wenn sie sich in Sonn und Wind,
Frei von ihrem Alltagslose
Auf ihr wahres Selbst besinnt.“

So verkündete es vor vielen Jahren der hintersinnige Münchner Christian Morgenstern, und der alte Barde vom Bodensee tritt in seine Fußstapfen:

„Herr Walser, glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?“ – „Immer wenn ich darüber nachdenke, lande ich bei der Gewissheit, dass meine Hosenträger unsterblich sind.“

Auf dem vielgipfligen Olymp flattern also eines Tages, mitten im Reigen der seligen Geister und im bunten Treiben der unsterblichen Götter, ein Hosenträger und ein Unterhöschen einträchtig nebeneinander im Wind. Vielleicht geht sich ja ein kleines Techtelmechtel zwischen den beiden aus? Aber ist das Pärchen dort oben auch sicher? Zupft da nicht der Dichtergott Apoll spöttisch am baumelnden Relikt seines einstigen Schützlings, streicht nicht Aphrodite, die der Meeresgischt hüllenlos Entstiegene, mit begehrlichen Blicken am Wäschestück der Edelmarke Victoria’s Secret vorbei?

Ach, heutzutage ist wohl nichts mehr heilig, den Göttern am allerwenigsten. Nur einer, der sonst als luchsäugiger Jäger der verborgenen Orks durch den Blätterwald streift, hält wenigstens den Fasching heilig. Er warnt in diesen Tagen das Wild im Tann mit dem Klingeling seiner Narrenkappe und haut auf den Plätzen der Stadt zum Scherz mit der papierenen Pritsche um sich. Machen Sie doch einfach mit!

Mit einem dreifachen ‚Franken Helau‘ und Veitshöchheim im Herzen grüßt
Orks-Otto

Ork Nr.17 (toxisch): Geht’s noch, Frau Emcke?

ork17_toxischSZ Nr. 25, 31.1./1.2.15, S.5

Kann es denn sein, dass Carolin Emcke im Ernst die Auffassung vertritt,

„wenn Menschen aus dem Nahen Osten nach Deutschland fliehen – dann ist das keine Epidemie, sondern der gesunde Normalzustand.“

Danke, lieber Präsident Baschar, danke tapferer Islamischer Staat (stellvertretend für alle in Syrien und im Irak tätigen Zivilistenverfolger), für den gesunden Normalzustand! Natürlich hat Frau Emcke das anders gemeint. Aber sollte sie dann nicht ein wenig darauf achten, dass sie auch schreibt, was sie meint, und nicht das Gegenteil davon?

Vor diesem schmerzlichen Hintergrund bleibt einem dann auch die hilflose Frage, wie ein Schulklo für intersexuelle Kinder denn auszusehen hätte, vollends im Halse stecken.

„Stay cool“ und reg‘ dich wieder ab, alter
Orks-Otto

Ork Nr. 16 im Ordenskleid: enttarnt!

SZ Nr.25, 31.1./1.2.15, S.27

Aus dem Bericht der Landespolizeiinspektion Starnberg:

Am Morgen des 31. Januar 2015 versuchte ein als Benediktinermönch kostümierter Unbekannter in das Klostergebäude der Abtei Schäftlarn einzudringen, vermutlich in krimineller Absicht. Der auf dem Heimweg von der Pirsch vorbeikommende Jagdausübungsberechtigte O.-O. erkannte die finstere Gestalt jedoch am Fehlen des ordenstypischen breiten Lächelns als Mitglied des Ork-Netzwerks, das seinen Schwerpunkt im Raum München hat, und nahm den Eindringling in Gewahrsam. Er wurde umgehend dem Haftrichter vorgeführt, sodass für die Klosterangehörigen kein Grund zur Beunruhigung besteht.

Ork Nr. 15: Darf dass das?

Ork15SZ Nr. 292, 19.12.14, S.48; Nr. 293, 20./21.12.14, S.18; Nr. 296, 24. – 26.12.14, S.52; Nr.6, 10.1.15, S.3; Nr. 25, 31.1./1.2.15, S.16

Klein-Susi guckt ihrem noch kleineren Bruder interessiert zu, wie er mit dem blauen Filzer die Bettdecke bemalt. Schließlich fragt sie aber doch die Mami:

„Daaf das das?“ Mami: „Das daaf das.“ Susi: „Dass das das daaf!“

Wenn Susi erstmal in die Schule kommt, wird sie ein noch blaueres Wunder erleben: Manchmal soll sie das schreiben und manchmal dass, ohne dass sie den Unterschied begreift. Wie sollte sie denn auch, wenn sie in der Zeitung vom Opi so welche Sätze findet:

„Im Zusammenhang der kompletten Songs aber sei so genau dieses Stolpern und Glitschen zustande gekommen, dass der schwarzen Musik wieder Leben einhauchte.“

„Kann es einem Tier gut gehen, dass in Freiheit mehrere hundert Quadratkilometer für sich alleine hat und im Zirkus nur 50 Quadratmeter? Kann es einem Tier schlecht gehen, dass in Freiheit acht Jahre alt wird und in Gefangenschaft 20?“

„Ja, aber das ist der Charakter vom Kasperl, das er das nicht macht.“

„Um zehn vor zwei Uhr nachmittags sickert durch, das die Anti-Terror-Einheiten wieder marschieren.“

„…außer das er radikal zeitgenössisch entwirft und keine Angst vor Kontrasten hat.“

Erkläret mir, Graf Örindur, diesen Zwiespalt der Natur! Graf Örindur aber weiß auch keine bessere Antwort als diese: Zurück auf Start und die Zulassung als Gasthörer/in an der Grundschule in Nürnberg – St. Johannis beantragen. Lehrerinnen und Kinder sind dort sehr nett und hilfsbereit.

Stets gern zu Diensten
Orks-Otto

Ork Nr. 14: Man spricht deutsh

ork14_2Ork14_1SZ Nr. 13, 17./18.1.15, S. 27, 29; S. 24

In den Zeiten der Finanzkrise (ach lägen sie doch hinter uns) tat einmal der Unions-Fraktionschef Volker Kauder den markigen Ausspruch: „Jetzt wird in Europa Deutsch gesprochen“. Es ging ihm dabei wohl weniger um nationales Protzbürgertum als darum, den Wählerinnundwählern die milliardenschweren Bürgschaften und Kredithilfen schmackhaft zu machen, mit denen die Bundesrepublik diversen EU-Partnerländern aus dem Schlamassel ihrer Schuldenwirtschaft zu helfen unternahm.

Herrn Kauders Machtwort ist bei den Schuldenländern nicht ohne Wirkung geblieben, wie man der noch jungen Äußerung des griechischen Ex-Finanzministers Gikas Hardouvelis entnehmen kann: „Wir bewegen uns auf einer schmalen Grad.“

Gewiss ist der Satz noch nicht in allen Einzelheiten perfekt, aber gefestigte Kenntnisse der deutschen Sprache dürfen wir Herrn Hardouvelis allemal bescheinigen. Oder hat vielleicht Christiane Schlötzer dem Minister bei der Formulierung geholfen? Das wäre zu rügen, denn Einsagen gilt nicht.

Weiterhin konstatieren wir mit leiser Genugtuung, dass die weltweite anglophone Sprachgemeinschaft nach Weltschmerz, Kindergarten, Oktoberfest und dergleichen nunmehr auch „Superzyklen“ in ihr Repertoire aufgenommen hat:

“ Ökonomen nennen diese Schwankungen auf Rohstoffmärkten „Superzcycles“ (engl. „Superzyklen“). Unser Autor Jan Willmroth bevorzugt freilich die reizvoll zischelnde Vokabel Superzcycles, aus welcher Sprache immer sie entlehnt sein mag. Oder imitiert er nur die Aussprache des ringversessenen Gnoms Golum im ‚Herrn der Ringe‘? Dann lässt sich allerdings nicht ausschließen, dass ein Ork in der Nähe lauert.

Mit vorsichtigem Optimismus
Orks-Otto

Und die Zugabe serviert uns N. Piper in seinem Samstagsessay mit dem doppelsinnigen Titel „Globalisierung wirkt“, denn dort steuert er noch vier effektvolle Formulierungen bei:

„epochale Ereignisse, dessen ganze Dimension erst allmählich klar wird.“

„ein Weg, alles sozialverträglicher zu machen, besteht darin, die Zurückgeblieben der Globalisierung aus den Gewinnen der Sieger zu helfen.“

„Ökonom Borchardt glaubt, dass das Deutsche Reich in einen leichten „Protektionismus“ praktiziert habe.“

„Damals bekamen die USA ein öffentliches Schulsystem, das über Jahrzehnte hinweg das beste Welt war.“

Nun ja, über die beste aller möglichen Welten hat sich schon Voltaire in seinem Candide mokiert, aber vielleicht schafft die Globalisierung wenigstens „das beste Welt“. Nur frisch gewagt, Herr Piper!

Ork Nr. 12 und 13: Sein oder nicht sein? – Münchner Ekelgebäck

Ork Nr. 12: SZ Nr. 292, 19.12.14, S. 20; Nr. 293, 20./21.12.14, S. 74
Ork Nr. 13: SZ Nr. 7, 10./11.1.15, S. 73

Als einst meine Familie und ich aus der fränkischen Heimat in eine zauberhafte Kleinstadt in der nordoberbayerischen Grenzmark zuwanderten, fühlte ich mich gleich nach dem Erwerb des Bürgerrechts im himbeerroten Rathaus dazu angehalten, soweit wie möglich im privaten Umgang und selbst zuhause Bayerisch zu sprechen. Nur so konnte ich meinen aufrichtigen Integrationswillen unter Beweis stellen. „Ihch bin der Oddo, un dou bin i derhamm“ – ein absolutes No Go in der Altherren-Faustballriege, und nicht nur dort. Also spitzte ich die Ohren und sog in mich Sätze hinein wie den der Metzgerin: „D‘ Fraa hot sei Toschn steh lossn“, auf Piefkenesisch etwa: ‚Ihre Gattin hat ihre/seine Tasche stehengelassen‘.

Gott ist ja mit dir, du Land der Bayern, und hat letztere in seiner Güte mit dem Instinkt begabt, aus den Umständen der Rede das mit sei gemeinte Wesen herauszukennen. Reduktion von Komplexität ist schließlich ein unverzichtbares Instrument der Daseinsbewältigung, und so ist es nur recht und billig, wenn auch der Journalist davon Gebrauch macht:

„Wegen der Ukraine-Krise und der Sanktionen der EU hat die GM-Tochter Opel bereits im September seine Produktion vor Ort zurückgefahren.“

Womöglich hat sich Thomas Fromm auch von seinem eigenen Artikel zu einer Sprach-Sparmaßnahme anregen lassen. Dazu würde auch seine Überschrift passen: „So geht’s“ – dem ist nichts hinzuzufügen.

Aner gehd no, aner gehd no nei:

„Ohne seinen Menschen hängt die Marionette lediglich leblos am Faden.“

Und wenn es außer der SZ-Syntax noch eines Beweises bedurfte, dass die Stimme Frankens in München nicht nur stets überhört, sondern sogar noch verhöhnt und verhunzt wird, dann ist er erbracht mit dem widerlichen kleinen Ork Nr. 13, zu dem der Skribifax PRZ die zweitheiligste Nürnberger Institution verballhornt hat:

Lebkohen ist der örtliche Terminus technicus, wie er in Sichtweite des Christkinds über den Nürnberger Budentisch geht.“

Ihr Franken, hört alle weg, denn Tannbach (ZDF) ist überall! Außerdem geht auf dem Christkindlesmarkt so mancher Lebbkoung über die Theke, aber bis jetzt noch kein Terminus technicus. So leistet man nur separatistischen Bestrebungen im Norden des Freistaats Vorschub.

Ich vermute ja, sowas kann nur ein Wahlmünchner verbrochen haben, einer von Bayerns sechstem Volksstamm, der ebensogut Boarisch kann wie die Maori, dafür aber ein fesches Trachtengwand für die Wiesn im Schrank hängen hat. Zefixhalleluja!

In ehrlicher Entrüstung grüßt
seiner Mutter sein Kind
Orks-Otto